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Rattatata-rattatata-rattatata: Spieldosen im Jura

Transhelvetica

1. Dez. 2019

Im kleinen L’Auberson wurden vor hundert Jahren Musikspieldosen her- gestellt und in die Welt geliefert. Auch heute noch trällert und pfeift es aus dem Musée Baud, in dem die Kostbarkeiten repariert werden.

L’Auberson, Oktober 1955. Mit andächtiger Erwartung dreht die vierzehnjährige Arlette Baud den Schlüssel. Rattatata-rattatata-rat-

tatata, singt er beim Drehen, dann stellt er an. Arlette zieht ihn aus der Halterung an der Seite einer porzel- lanen Puppe und eine sanfte Melodie beginnt zu spielen. Die Klänge purzeln aus dem Bauch der Puppe heraus und tanzen in der Luft, Musikdose und Glockenspiel kommen auf wundersame Weise zusammen. Ganz von alleine hebt die Puppe nun eine Hand und öffnet den Korb in ihrem Arm. Ein blökendes Lamm streckt seinen Kopf heraus und der Korbdeckel klappt wieder nach un- ten. Ein helles Lachen entfährt Arlette und noch bevor die Melodie ganz verklungen ist, zieht sie

den Schlüssel erneut auf. Rattatata-ratta- tata-rattatata.


Arlette sieht der Porzellandame nichtunähnlich mit ihrer hellen Haut, der ge-raden Nase und dem wachen Blick ihrerjungen Augen. Sie ist die älteste Tochterdes Musikspieldosensammlers und -me-chanikers Frédy Baud. Seine Begeiste-rung bringt Gerätschaften aller Artenins Haus: mechanische Vögel in zierli-chen Goldkäfigen, lebensgrosse Trom-petenspieler, selbstspielende Klaviere– aber auch feine Holzdosen mit kunst-vollen Gravuren und Schnitzereien undtanzenden Figürchen. Die Familie Baudbesitzt Kühe, im Sommer lebt sie vonder Landwirtschaft. Während der langenWinter aber, wenn die Kühe im Stall stehen, werden in der Stube Automaten auseinandergenommen und wie- der zusammengesetzt, repariert, restauriert, gerettet. Es ist eine traditionsreiche Leidenschaft – nicht nur der Familie Baud, sondern der gesamten Region um Sainte- Croix: Viele Bauern können von den kargen Erträgen ihrer Höfe nicht überleben und stellen in der Heimar- beit Teile für die Produktion von Musikdosen her.


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