bref Magazin
17. März 2023
Als Pfarrer am Zürcher Grossmünster hat Christoph Sigrist Obdachlose beerdigt und Kirchenoberhäupter getroffen. Nach 20 Jahren tritt er nun von seinem Amt zurück. Was bleibt?
Es gibt kaum eine Frage, die Christoph Sigrist noch nicht gestellt wurde. Und es gibt, so scheint es, kaum eine Frage, die ihn in Verlegenheit bringt. Hört man sich in Pfarrkreisen nach Meinungen über Christoph Sigrist um, ist er jener Pfarrer, der «überall auftritt», der «überall Kontakte hat» und «jedes Interview annimmt».
Als Pfarrer des Zürcher Grossmünsters, jener Kirche, von deren Kanzel auch schon Reformator Huldrych Zwingli predigte, obliegt Christoph Sigrist die Verantwortung für die Öffentlichkeitsarbeit. Kaum eine Schweizer Kirche ist so berühmt und von solch weltgeschichtlicher Relevanz, wie es das Grossmünster ist. Sigrist nutzt dieses Prestige mitunter für politische Anliegen. So fand am Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar 2023 im Grossmünster eine Gedenkfeier statt. Hunderte Menschen, die davor in den Strassen von Zürich für den Frieden demonstriert hatten, nahmen teil. Im Anschluss war es Christoph Sigrist, der in der «Tagesschau» zu Wort kam und seine Betroffenheit ausdrückte.
Durch seine Auftritte hat er die öffentliche Rolle der Kirche in den vergangenen 20 Jahren weit über Zürich hinaus geprägt. Sigrist kennt sie alle, die Grandes Dames und die Grandseigneurs der Schweizer Politik- und Kulturszene, die Chefs und Chefinnen von Polizei und Feuerwehr und die Redaktionen der führenden Schweizer Medienhäuser. Seine Effizienz und sein Netzwerk machen ihn zu einem begehrten Projektpartner. Gleichzeitig bringt ihm das Kritik ein. Er überfordert, polarisiert und eckt an – stets im Namen der Diakonie und des kirchlichen Auftrags.
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