Reportagen Magazin
1. Nov. 2022
Wegen toter Fische stiess man auf toxischen Altschotter. Aber im Berner Oberland liegt noch mehr Dreck.
Am 22. Mai 2020 färbt sich der Blausee grau. Das weltberühmte Juwel im Kandertal, das aufgrund seiner spektakulären Farbe inmitten schroffer Gipfel und umgeben von hohen Tannen jedes Jahr Zehntausende Touristen aus der ganzen Welt besuchen, hat gerade sein wichtigstes Merkmal verloren. Die Welt befindet sich mehrheitlich im Corona-Lockdown, was dem Ort zugutekommt. Chinesische und arabische Touristen und Influencer lieben es, sich vor dem tiefblauen, glitzernden See abzulichten und die Fotos auf Instagram zu posten. Der Image-Schaden durch Bilder eines trüben, grauen Tümpels wäre fatal gewesen. Stefan Linder ist alarmiert. Er ist Miteigentümer und Verwaltungsratspräsident der Blausee AG, zu der neben einem kleinen Hotel und einem Restaurant auch eine Forellenzucht gehört. Eine solch starke Verfärbung hat er noch nie gesehen. Schon Tage zuvor hat ihm der Fischzuchtmeister gemeldet, dass die Forellen in den Zuchtbecken abgespreizte Kiemen hätten und unter Atemnot litten. Kurz nach der Trübung des Wassers sterben die Forellen in grossen Mengen, die Zuchtbecken schimmern weiss von den mit dem Bauch nach oben treibenden Tieren. Der Tierarzt, der herbeigeeilt ist, vermutet eine Vergiftung als Grund für das Fischsterben, wobei er keine Ahnung hat, welches Gift es sein könnte.Â
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